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Stele zur Erinnerung an Freya von Moltke gibt schnelle Antworten

Sie steht an prominenter Stelle. Hunderte gehen täglich an ihr vorbei, manche bleiben stehen und lesen: „Es lohnt sich immer etwas zu tun, was man nicht für sich tut. Das ist auf dieser Erde fast für jeden zu finden.“ Die Stele aus Glas mit dem Bronze-Relief und dem Porträt von Freya von Moltke steht an der Südostecke des Deichmannhauses auf dem Bahnhofsvorplatz in Köln. Jetzt wurde sie mit einem QR-Code ausgestattet. Zu finden unter: freya-von-moltke.momente-weitergeben.de. Profisprecher Thomas Friebe, unter anderem als Hintergrundstimme von „Wer wird Millionär“ bekannt geworden, hat die beiden jeweils dreieinhalbminütigen Texte zum Leben und Wirken Freya von Moltkes auf Deutsch und Englisch eingelesen. Der Text auf Mandarin stammt von Eurovoice. Nicht nur Touristinnen und Touristen aus Fernost wird damit ein neues, attraktives Angebot gemacht.

Freya von Moltke wäre am 29. März dieses Jahres 107 Jahre alt geworden. Die politisch hoch engagierte Kölner Protestantin wurde in die Bankiersfamilie Carl Theodor und Ada Deichmann hinein geboren. Getauft wurde sie von Pfarrer Carl Jatho in der evangelischen Antoniterkirche. Sie wuchs in Köln auf und heiratete 1931 im Alter von 20 Jahren Helmuth James Graf von Moltke. 1935 promovierte sie in Berlin im Fach Jura, zur Arbeit als Juristin ist es nie gekommen. Im niederschlesischen Kreisau (heute Krzyzowa, Polen) führte sie das Familiengut ihres Mannes.

Widerstand gegen das NS-Regime
Sie und ihr Mann teilten schon früh die Ablehnung gegen das nationalsozialistische Regime. So entstand 1940 der „Kreisauer Kreis“, eine bürgerliche Widerstandsgruppe, angeführt von Helmuth James Graf von Moltke. An deren Sitzungen nahm Freya von Moltke teil, unterstützte ihren Mann im Widerstand gegen das NS-Regime und setzte sich für demokratische Strukturen ein. Ihr Mann wurde im Januar 1944 inhaftiert und ein Jahr später hingerichtet. Nach Kriegsende arbeitete Freya von Moltke zunächst als Sozialarbeiterin in Südafrika, in der Heimat der Großeltern ihres Mannes. 1956 kehrte sie nach Deutschland zurück und siedelte 1960 gemeinsam mit ihrem langjährigen Lebensgefährten, Eugen Rosenstock-Huessy, nach Vermont (USA) über. Bedeutend war ihr Engagement im Aufbau des „Neuen Kreisau“ in Polen als eine europäische Jugendbegegnungsstätte.

Gegen Fundamentalismus, Egoismus und Diktatur
„Freya von Moltke – unerschrocken, protestantisch und aus Köln“. Unter diesem Motto gab es in den letzten Jahren zahlreiche Veranstaltungen im Kölner Raum. „Flagge zeigen“ nennt Hannelore Bartscherer, ehemalige Vorsitzende des Katholikenausschusses in der Stadt Köln, einen Grund für die Errichtung der Stele im Jahr 2012. Bis zu ihrem Tode konnten nur wenige Menschen etwas mit dem Namen Freya von Moltke anfangen. Das wollte der ökumenische „Arbeitskreis Freya von Moltke im Katholikenausschuss in der Stadt Köln“, zu dem auch Bartscherer gehört, ändern. „Frei denken über ein gerechtes Miteinander, national und im Völkerverbund, das ist die Botschaft von Freya von Moltke und ihrem Mann“, erklärte Bartscherer bei der Präsentation des neuen QR-Codes. Vor allem in einer Zeit, in der Fundamentalismus, Egoismus und Diktatur weltweit immer stärker würden, so Bartscherer.
Liebevoll reinigt Christian Bauer das Bronze-Relief der kunstvollen Stele
Der Künstler war anwesend …
Zur Präsentation des neuen QR-Codes kam auch der Künstler der Stele, Christian Bauer, aus Mönchengladbach, der sich vor allem um die angemessene visuelle Präsentation kümmerte: mittels Wasser und Wachs. Gekommen war auch Walter Ludwigs, Vorstandsvorsitzender der Veranstaltergemeinschaft Radio Köln e.V. und Gemeindeglied der Evangelischen Kirchengemeinde Köln-Lindenthal. Ludwigs, der in Vertretung von Stadtsuperintendent Rolf Domning das Pressegespräch begleitete, hat die 1200 Kilometer nach Kreisau schon mehrfach zurückgelegt: sowohl beruflich als auch privat. Einige der Fotos auf der neuen Internetseite stammen von ihm. Großes Interesse an der Stele zeigten auch Schülerinnen und Schüler der Liebfrauenschule. Manche der etwa 20 Jugendlichen zückten sofort ihre Smartphones und begannen eifrig zu lesen und der Stimme von Friebe zu lauschen.

… die Sponsoren auch
Auch Monika Flocke, Geschäftsführerin der Kölner Weihnachtsgesellschaft mbH, und einer ihrer Mitarbeiter, Oliver Henne, rahmten die Vorstellung des QR-Codes. Die Kölner Weihnachtsgesellschaft ist einer der Sponsoren der Neugestaltung der Stele und hat von den Gesamtkosten in Höhe von etwa 6000 Euro zwei Drittel übernommen. Zu den weiteren Sponsoren gehört Ulrich Soénius, Vorsitzender des Rotary Clubs Köln. Die Realisation des QR-Codes hat Christiane Radwan vom Portal „momente-weitergeben.de“ übernommen. „Sollten weitere Ressourcen vorhanden sein, ist Christiane Radwan bereit, weitere fremdsprachliche Infos anzubieten“, erzählte Bartscherer.
Monika Flocke und Oliver Henne erklären den neuen QR-Code
Fotos der Freya von Moltke-Stiftung
Das am Tag des 101. Geburtstages von Freya von Moltke enthüllte Gedenkobjekt geht auf einen Anstoß von Dr. Agnieszka von Zanthier zurück. Sie ist Geschäftsführerin der 2004 gegründeten Freya von Moltke-Stiftung, einer Bürgerstiftung für das „Neue Kreisau“. Von der Stiftung sind ebenfalls Fotos auf der Webseite freya-von-moltke.momente-weitergeben.de zu finden. „Wer an Freya von Moltke erinnert, erinnert daran, dass es in den Zeiten der Finsternis Menschen gab, die sich dem Bösen widersetzten, die aufbegehrten gegen Diktatur und Terror“, erklärte Stadtsuperintendent Rolf Domning zur Errichtung der Stele. Domning ist ebenfalls Mitglied im ökumenischen „Arbeitskreis Freya von Moltke“, der im Übrigen dafür plädiert, dass auch der Bahnhofsvorplatz den Namen Freya von Moltke erhalten soll.

Der QR-Code
QR-Codes finden sich an vielen Orten und Plätzen: auf Plakaten, Handzetteln, Broschüren – und jetzt auch auf der Stele zur Erinnerung an Freya von Moltke. QR steht für „quick response“, was soviel wie „schnelle Antwort“ bedeutet. Die schwarz-weißen quadratischen Codes können von Smartphones und Tablets über eine App „gelesen“ werden. Dahinter verbirgt sich jeweils eine Internetadresse, die Auskunft über ein spezielles Thema gibt.

Text: Angelika Knapic
Foto(s): Angelika Knapic