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Dr. Gerhard Heywang mit seinem Enkel am Versuchstisch

Feuersäule & Co: Experimente zur Bibel – Chemiker Dr. Gerhard Heywang fasziniert mit originell-informativem Experimentalvortrag zu Phänomenen der Heiligen Schrift

„Ich möchte Ihren Glauben in keiner Weise beeinflussen“, stellte Dr. Gerhard Heywang gleich zu Anfang klar, als er im weißen Chemikerkittel hinter einem langen Tisch mit Versuchsanordnungen Stellung bezog. Im Gegenteil, so versicherte er seinem Publikum im Gemeindesaal der Andreaskirche in Bergisch Gladbach-Schildgen: „Sie sollen Ihren Glauben behalten, das ist mir wichtig.“ Er selbst hat ihn in seinem naturwissenschaftlich geprägten Leben und seiner Forschertätigkeit nicht nur bewahrt, sondern auch in vielerlei Gestalt umgesetzt: So leitet er den Posaunenchor Altenberg seit Jahrzehnten und ist seit langem Vorsitzender des Fördervereins Gemeindezentrum Andreaskirche e. V., für das der vielseitige Mann sogar eigenhändig ein Treppengeländer schreinerte.

Es puffte, leuchtete und brannte

Der Experimentalvortrag am Sonntagnachmittag war ein Heimspiel für den 71-jährigen Schildgener Chemiker. Der neugierig machende Titel „Experimente zur Bibel“ hatte Zuhörer aus allen Altersgruppen angelockt, darunter auch Dr. Gerhard Heywangs kleinen Enkelsohn, der seinem Opa nicht von der Seite wich und mit offenem Mund staunte, wenn es puffte, leuchtete oder brannte. Manche Experimente waren ganz biblisch ausgerichtet, andere passten eher assoziativ zu den Bibelstellen, die Pfarrerin Eva Manderla zu Beginn jedes Experiments vortrug und erläuterte.

Wie ein Regenbogen entsteht

Einstieg in den Experimentalvortrag war „das Markenzeichen Gottes, der Regenbogen“, so die Pfarrerin. Das Wetterphänomen steht am Ende der Geschichte von Noah, der als Dank für die Rettung seiner Arche Gott einen Altar baut. „Und Gott antwortet mit einem wunderschönen Regenbogen“, so Eva Manderla. Statt eines Regentropfens nahm Dr. Gerhard Heywang einen dicken Glastropfen zur Hand, statt der Sonne spendete eine Lampe Licht – und warf durchs Glas hindurch einen Regenbogen auf die Leinwand. Alles eine Sache der Lichtbrechung, erfuhren die Zuhörer. Je nach Einfallswinkel der Strahlen kann auch ein doppelter Regenbogen im entgegengesetzten Farbverlauf entstehen.

Büsche, die brennen ohne zu verbrennen

Auch Mose inspirierte den Chemiker dazu, der Bibel naturwissenschaftlich auf den (brennenden Dorn-)Busch zu klopfen. In dieser Geschichte erscheint Gott dem Mose in Flammen, die dem dornigen Gewächs nichts antun. Solch einen Busch, Diptam oder Aschwurz genannt, gibt es tatsächlich. „Der Diptam sondert ätherische Öle ab“, erklärte Dr. Gerhad Heywang. Diese könnten sich selbst entzünden und würden mit kleinen blauen Flammen verbrennen, ohne die Pflanze zu schädigen. Allerdings: Der Diptam habe keine Dornen und könne daher in der Mose-Geschichte nicht gemeint sein, bedauerte der Referent. Es wäre ja auch zu einfach gewesen …

Der Trick: Alkohol und Wasser mischen

Als Trost bot er, einem Zauberer gleich, seinem Publikum ein bisschen Feuermagie. Zunächst ließ er ein Stück Stoff mit lodernder Flamme brennen, ohne dass es geschädigt wurde, dann bat er augenzwinkernd um Geld: „Wer hat Vertrauen und gibt mir einen Zehn-Euro-Schein?“ Dr. Gerhard Heywangs Trick: Er hatte Stoff und Geld vor dem Anzünden mit einer Mischung aus 50 Prozent Alkohol und 50 Prozent Wasser getränkt. „Und ich habe noch einen Trick gemacht: Ich habe etwas Salz dazugegeben.“ Das sorgte für die attraktive gelbe Flamme.

Feuersäule handgemacht

Gewitzt und humorvoll führte der 71-Jährige die Experimente zur Bibel vor, wobei Mose ihn noch zu einem weiteren Feuerversuch inspirierte. „Jetzt geht es um die Feuersäule!“, verriet der Chemiker mit frohlockendem Blick, als er sich einem Drahtzylinder zuwandte. Bekanntlich heißt es in 2. Mose 13, dass Gott dem Volk Israel beim Auszug aus Ägypten voranging: tags als Wolkensäule, nachts als Feuersäule. Dr. Gerhard Heywang bot dieses Schauspiel buchstäblich im Handumdrehen: Nachdem er auf dem rotierenden Boden des feststehenden Drahtzylinders ein Feuerchen gemacht hatte, sorgte er durch kräftiges Ankurbeln der Brandschale dafür, dass Rotation und Luftdruck die Flamme hoch im Zylinder auflodern ließen. Er beobachtete sie und die faszinierten Mienen seines Publikums zufrieden, fast wie ein Junge, dem ein guter Streich gelungen ist.

Holz macht bitteres Wasser trinkbar

Ein klarer Experiment-Fall war für den Chemiker auch das, was in 2. Mose 15 passiert: Mose macht bitteres Wasser schmackhaft, indem er ein Holz hineinwirft. „Das ist eine wichtige Erfindung, die heute als Ionenaustauscher verkauft wird.“ Sprach’s, nahm bitteres Wasser und rührte Buchenholzspäne hinein. Die Zellulose absorbierte die fürs Bittere sorgenden Ionen. Kommentar der Testperson, die den Trunk kosten durfte: „Etwas holzig.“

Was ist Manna?

Kann der Chemiker den Schildgenern auch Manna servieren, das in 2. Mose 16 wie weißer Koriandersamen, rund und klein vom Himmel regnet? „Ich weiß auch nicht, was Manna war“, musste er eingestehen. Doch aus der Apotheke hatte er etwas Wortverwandtes mitgebracht: kleine weiße Pillen, die zu 90 Prozent aus Mannitol bestehen – gewonnen aus der Manna-Esche.

Keine Gefahr durch das Schofar

Immer wieder verblüffte Dr. Heywang sein Publikum. So matschte er mit Vergnügen auf dem Versuchstisch, um zu demonstrieren, wie sich „Der Herr ist meine Stärke“ auch verstehen lässt. Und anhand mitgebrachter Tierhörner offenbarte er, dass die Mauern Jerichos keinesfalls durch die minimalen Schallwellen des Schofars einstürzen konnten.

Der Wasser-in-Wein-Wandler

Rund 15 Experimentalvorträge über diverse Themen hält der Chemiker im Ruhestand pro Jahr. Kein Wunder bei seiner humorvollen und kurzweiligen Vortragsweise, die oft die Zuhörer einbezieht. Beeindruckt zeigte sich auch die Dame, die Rotwein aus dem Wasser-in-Wein-Wandler probieren durften. Freilich ging es dabei nicht so wundersam wie zu Jesu Zeiten zu, dafür physikalisch zuverlässig: Der Referent goss Wasser in einen großen Behälter, in dem ein Zwei-Flaschen-System und die Druckverhältnisse dafür sorgten, dass die Test-Dame kurz darauf an einem Kränchen Wein zapfen konnte. „Ein guter!“, lobte sie grinsend.

Die Himmelfahrtsrakete

Alexander, der mit Oma und Freund gekommen war, gefielen vor allem die Feuerexperimente. Dazu zählten auch der filmische Versuch, die Feuerzungen des Pfingstwunders zu rekonstruieren, und die sogenannte Himmelfahrtsrakete. „Ich weiß nicht, mit welcher Geschwindigkeit Jesus in den Himmel aufgefahren ist“, spielte Pfarrerin Eva Manderla schmunzelnd auf Lukas 24 an, „aber ich freue mich auf das Tempo des nächsten Experiments.“ Kurz darauf zischte nach dem Anzünden rasend schnell ein leerer Teebeutel in die Höhe – begleitet von Lachen, Ohs und Ahs.

Nächster Auftritt: musikalisch statt chemisch

„Ich fand den Vortrag toll“, freute sich Lilo Elgeti. Wie die übrigen Anwesenden hatte sie anschließend Gelegenheit, über die biblischen Experimente bei Sekt und Gebäck zu diskutieren. Der ein oder andere erfuhr auch schon, wann Dr. Gerhard Heywang wieder in Aktion tritt: am Sonntag, 22. März, um 9 Uhr im Altenberger Dom. Dann experimentiert er allerdings nicht, sondern leitet den Posaunenchor bei der Einführung der neuen Presbyter.

Infos: www.andreaskirche-schildgen.de und www.pc-altenberg.de

Text: Ute Glaser
Foto(s): Ute Glaser