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Delling: Das Signet verlässlich geöffnete Kirche und viele andere Gründe zu feiern

Kürten-Delling, wo soll das bloß sein?
Für den Ortsunkundigen war es schon eine Herausforderung an die Orientierungskunst oder an das Navigationsgerät. „Kürten-Delling, wo soll das bloß sein?“ Doch gerade da, wo man die Hoffnung fahren ließ, weil die Gegend immer ländlicher, die Straßen immer enger und schlechter wurden, da tauchte plötzlich die kleine Kirche inmitten eines Wiesentales auf. Und unverkennbar, die Menge der Fahrzeuge ringsum zeugte davon, dass hier etwas Besonderes los sein mußte.

Die evangelische Kirche: ein Geschenk des Preußenkönigs
Drei Jubiläen galt es im äußersten Winkel des „Kirche-Köln-Landes“ zu feiern, am Ende des Rheinisch-Bergischen Kreises, fast schon in Oberberg. Der 170. Geburtstag der kleinen evangelischen Kirche von Delling, die als Geschenk des Preußenkönigs nach Plänen aus der Schinkelschule gebaut, 1834 eingeweiht worden war, lockte wohl die meisten Leute aufs Land. Allerdings galt es auch, den 200. Geburtstag des Friedhofs zu feiern und den 200. der Dellinger Kirchenorgel. Manch einen mochte die Neugier getrieben haben, denn dass eine Orgel älter ist als die Kirche, das konnte man sich nur schwer vorstellen. Aber es galt noch mehr Kuriositäten zu bestaunen – etwa die Kirche, die so ganz ohne Dorf in der Landschaft steht.
Tipp: Die historischen Grabsteine auf dem Dellinger Friedhof lassen sich im Internet hier in Ruhe ansehen

Die Geschichte der Gemeinde ist über 400 Jahre alt
All das hat natürlich seine Geschichte, die Geschichte einer winzigen evangelischen Gemeinde, die im Meer des katholischen Umlandes nunmehr seit rund 420 Jahren überlebt.  Auf diese Geschichte machte der gut gelaunte Pfarrer der Gemeinde, Ralph Knapp, auch in seiner Predigt aufmerksam, wobei er biblische Botschaft mit der Gemeindehistorie ins Gespräch brachte.
Die Geschichte der Protestanten in diesem Landstrich ist sehr alt: „1582 entschloss sich der Olpener Lehnsherr, evangelisch zu werden, das heißt, als Patron der Gemeinde in Olpe bestellte er einen Pfarrer, der der Reformation zuzurechnen war“ – dies und mehr zur Geschichte von Olpe und Delling ist auf der Internetseite der Gemeinde hier nachzulesen.

Verlässlich geöffnete Kirche
Angesichts der depressiven Stimmung unserer Zeit verwies Knapp in seiner Predigt aber auch auf die Freiheit, zu der die christliche Gemeinde berufen ist, und die sie befähigt, unabhängig von Zeittrends aus dem Geist Gottes heraus kritisch im Sinne der Menschen zu handeln. Doch mit Predigen war es an diesem Tag allein nicht getan. Eine Kirche, wie sie in Delling steht, ist Gabe und Aufgabe zugleich, so verpflichtet sich die Gemeinde, wie schon in den Jahren zuvor, das Kirchlein verlässlich geöffnet zu halten, um Menschen auf dem Wege einen Ort der Besinnung, des Gebetes und der Ruhe zu geben. Beurkundet wird das durch ein neues, von der Landeskirche verliehenes Schild, das zwischen den Kirchportalen angebracht wurde und ein Logo in Gestalt einer weit geöffneten Kirche darstellt.

Ein Ort der Ruhe und der Schönheit
„Nun ist es hier ja nur selten so belebt wie heute“, sagt Küster Wolfgang Perschke, und macht damit auf die landschaftliche Idylle dieses Örtchens am Rande von Kürten-Olpe aufmerksam. Ein Blick ins „Gästebuch“ der Kirche zeigt dann auch, wie immer wieder Menschen sich begeistern an der Ruhe dieses Ortes und der Schönheit des Bergischen Landes. Nun, davon spürte man an diesem Morgen des Reformationstags nichts, vielmehr stießen viele, die sich der Gemeinde oft schon seit Generationen verbunden fühlen, im alten Dellinger Pastorat mit einem Glas Sekt auf die Denkwürdigkeiten an, sprachen miteinander darüber, wie es früher war und sannen darüber nach, wie es wohl weitergehen wird. Beides soll auch der an diesem Mittag gegründete Förderverein für Delling im Blick behalten, der sich der Geschichte verpflichtet mit der Zukunft Dellings befassen soll.

Text: Ralph Knapp
Foto(s): Ute Glaser